In den Kleidern alter Meister


Von ANNA MARIA BEEKES, 18.11.09, 07:06h

Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte Bartolomeo Cristofori, italienischer Instrumentenbauer, eine Anschlagsmechanik, mit deren Hilfe ein Tasteninstrument dynamisch gespielt, also...

OVERATH. Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte Bartolomeo Cristofori, italienischer Instrumentenbauer, eine Anschlagsmechanik, mit deren Hilfe ein Tasteninstrument dynamisch gespielt, also in Lautstärke und Intensität variiert werden konnte - das erste Klavier war erfunden. 1732 starb der Erfinder. Und am Montag, mehr als 300 Jahre später, stand Cristofori im Overather Kulturbahnhof quicklebendig auf der Bühne.
Möglich machte das die Inszenierung der Musikschule Rösrath / Overath, die „300 Jahre Klavier“ Revue passieren ließ, und zwar nicht nur musikalisch, sondern auch visuell: In 13 chronologische Abschnitte war das Konzert unterteilt, und nicht nur die Musik änderte sich, auch die Kleidung der Musikanten waren der jeweiligen Zeit angepasst: Vom Barock Händels über die neuzeitliche Eleganz beim „Schwan“ aus Saint-Saëns „Karneval der Tiere“ bis hin zum Millenium-Zeitalter, präsentiert durch Singer-Songwriter-Pop von Carole King, funkigem Jazz von Herbie Hancock oder Sara Bareilles Chartstürmer „Love Song“.
„ Die Schüler sollen die Zeit am eigenen Leib spüren“, erklärte Musiklehrerin und Organisatorin Anne Chalegre. „Sie sollen in andere Rollen schlüpfen und dadurch ihr Instrument neu kennen lernen.“
Das Konzept ging auf: Zum einen war den Schülern der Spaß in ihren Kostümen deutlich anzusehen - Kai-Chuen Hsu strahlte unter seiner Rokkoko-Perücke über beide Ohren, und Julian Wadephul ließ es sich nach formvollendeter Verbeugung nicht nehmen, seiner Duett-Partnerin Michelle Heuser mit Zahnspangen-Lächeln galant den Vortritt zu lassen.
Doch zum anderen waren die jungen Künstler während der Auftritte selbst hochkonzentriert und ließen sich sichtbar voll und ganz auf ihr Stück und natürlich auf den Mittelpunkt des Konzerts, das Klavier, ein. Mit Rüschen behangene Hände wirbelten über die Tasten, schwerer Samt schmiegte sich an den Pianohocker, und spitze Schnallenschuhe traten die Pedale.
Zwischen den Stücken moderierte Burkhard Winkelmann, ebenfalls Musikschüler, als Klavier-Erfinder Bartolomeo Cristofori - eine schöne Idee, die aber darunter litt, dass Winkelmann sehr viel von seinem Handzettel ablas und zu oft aus der Rolle fiel und von sich selbst statt als Cristofori erzählte. So gerieten die Moderationspassagen oft länger als die Auftritte der Musiker, was deren Qualität aber keinen Abbruch tat.