Virtuoser Streit mit Flötentönen


VON HEIKE HÜBSCHER, 03.03.08, 18:59H

Bergisch Gladbach - Zwei kleine Hände kneten sich warm und dehnen sich. Auf dem Klavierhocker muss Louise Ullrich ganz weit nach vorne rücken. Sie wird im April acht Jahre alt und spielt ein schnelles Stück von Susanne Hilbert, einer zeitgenössischen Komponistin.
Neue Musik und ihre Interpretationen waren am Sonntag das herausragende Thema bei der Musiker-Ehrung des 45. Regionalwettbewerbs „Jugend musiziert“ im Kreishaus. Einige der erstplatzierten Kinder und Jugendlichen zeigten auf der Matinee ihr Können, bevor Landrat Rolf Menzel und Marianne Brochhaus, Regionaldirektorin der Kreissparkasse Köln, allen 78 Teilnehmern ihre Urkunden und Preise überreichten.
In seiner Begrüßung betonte Menzel, Musizieren fördere die intellektuelle, soziale und emotionale Kompetenz. „Ich kann leider nur das Radio bedienen“, räumte der Landrat schmunzelnd ein. Umso mehr wolle er den Musiknachwuchs in der Region unterstützen und aktuelle Anlässe dafür schaffen.
Lea-Franka Kriele und Louise Ullrich, die ein Violinenduett spielten, gehörten zu den Jüngsten im Wettbewerb und erreichten die volle Punktzahl, Louise sogar im Fach Violine und Klavier. Charlotte Sanden und Lena Fussbroich überzeugten auf ihren Blockflöten mit dem Stück „Der Streit“. Dabei inszenierten die beiden aus der Altersgruppe der Zehn- und Elfjährigen ihr Spiel wie ein Drama: Sie gingen aufeinander zu, flöteten sich wie im „Streit“ mit disharmonischen Tönen an, umkreisten sich und spielten zum Schluss harmonisch Schulter an Schulter. Das Thema aus „Der Kuckuck und der Esel“ taucht dabei in der Komposition von Franz Müller-Busch immer wieder in Variationen auf.

Rasantes Wechselspiel
Für ihre Darbietung erhielten sie nicht nur den erste Platz, sondern auch den „Sonderpreis für die besten Interpretationen zeitgenössischer Musik“. Ebenfalls in rasantem Wechselspiel zeigte sich das Streichquartett mit Lina Herzig, Sarah Gillet, Violine, Laura Weinig, Viola und Clara Katzy Betancourt, Violoncello. Die Musikerinnen, geboren 1990 beziehungsweise 1991, spielen „What you hear ist what you get, op. VII“, das Andreas Höricht jazzig komponierte und viel Freiraum für die Improvisationen der Musikerinnen ließ. Das Abschlussstück der Matinee spielt Emmanuella Pohla von Rodion K. Schtschedrin am Klavier. Sie bekam wie ihre Vorgängerinnen die „Weiterleitung zum Landeswettbewerb“. Mit geröteten Wangen ging sie an ihren Platz zurück - in der Gewissheit, dass noch eine Menge Übungsstunden, Schweiß und Aufregung bis zur Ausscheidung Anfang März in Münster auf sie warten. Louise Ullrichs Zöpfe wippten vergnügt, als sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder den Raum verließ. Auf sie wartet jetzt erst einmal eine Zeit des unbeschwerten Übens - für den Landeswettbewerb kann sie sich frühestens in drei Jahren qualifizieren.


   
   
Viele kleine Künstler - und alle spielen mehr Instrumente als der Landrat Rolf Menzel (hinten rechts). Der kann nämlich nur Radio, wie er selbst freimütig einräumte.