Musik nicht nur für Pferdeohren
VON KARIN GRUNEWALD, 26.09.07


Overath - Konzerte werden an vielen Stellen gegeben, selten jedoch an Ställen.
Anders bei „Musik für die Pferde“auf dem Overather „Erfolgsgut“am Lölsberg.
Während über den Hof klassische Klavierklänge tönen, spitzen die Pferde in ihren
Boxen und auf der Weide die Ohren und lauschen. 20 junge Pianisten der
Musikschulen Rösrath / Overath, Köln und Königswinter spielen für die zahlreichen
Zuhörer mit zwei und vier Beinen ein abwechslungsreiches Programm von
brasilianischer Folklore über Beethoven bis zu Tschaikowski.
Zwischen bunten Luftballons sitzen die kleinen Künstler hinter dem Flügel auf dem
Boden und warten gespannt auf ihren Auftritt. „Ich spiele Ciranda, Cirandinha“,
eröffnet die fünfjährige Judith Böddrich den bunten Reigen, „das ist portugiesisch,
heißt Kreisspiel und das weiß ich von Anne Chalegre.“Die Klavierlehrerin mit der
brasilianischen Heimat sitzt neben dem Flügel und scheint im Geiste jede Note
ihrer Schüler mitzuspielen. „Ich glaube, am meisten war ich aufgeregt“, sagt sie.
„ So sammeln die Kinder gute Erfahrungen mit Auftritten“, sagt Helmut Zehe-
Schmahl, Leiter der Musikschule Rösrath / Overath, der die schon zum dritten Mal
stattfindende Veranstaltung in die Aktionswoche der Musikschule aufgenommen
hatte. Er ist rundum zufrieden mit seinen Schülern und bescheinigt Anne Chalegre
ein „Händchen“für die Auswahl der Stücke. Dabei war diese Wahl für die Pianistin
ganz einfach: „Wir haben immer das Stück genommen, bei dem sich die Kinder
wohl fühlen.“
„ Wohl fühlen“ist auch das Stichwort für das weitere Programm des Tages, denn
nach dem Konzept des „Erfolgsgutes“fühlt der Mensch sich dann wohl, wenn die
drei Bereiche „rational, vital und emotional“angesprochen werden. Besitzerin
Beate Knust-Bentzien: „Wir möchten ein ganzheitliches Angebot schaffen, bei dem
die Kinder sich selbst ausprobieren und erfahren können, was ihnen liegt.“Für die
achtjährige Svenja ist die Sache bereits geklärt. Sie spielt seit ein paar Wochen
bei Anne Chalegre Klavier, aber „Pferde sind mein Traum“, sagt sie und ihre
Augen strahlen, als sie das große Pferd zwischen den Ohren krault. Unermüdlich
stellen sie und viele andere Kinder sich in der Reithalle hinten an, um für ein paar
Minuten das Glück auf dem Rücken der Pferde zu erfühlen. Einen so häufigen
Reiterwechsel sind die ausgebildeten Tieren, die auch für Coachings und
Management-Seminare eingesetzt werden, nicht gewöhnt, aber sie scheinen sich
für das gelungene Konzert mit Sanftmut und Willigkeit zu bedanken.
Wer sich rational und emotional weniger auf den Pferderücken gezogen fühlt, der
versucht es mit der ausgesprochen vitalen Ebene des Karatesports. Die beiden
Trainer Heero Miketta und Patrick Ehrmann imponieren nicht nur den Kindern mit
ihrer Demonstration absoluter Körperbeherrschung. Barbara Burzynski nimmt es
ganz genau mit der „Musik für die Pferde“- sie hat ihres direkt mitgebracht.
Während die anderen Gäste sich nach Kaffee, Kuchen und außergewöhnlichem
Programm in ihre Autos setzen, schwingt sie sich auf ihren „Brilliants“und macht
sich gut gelaunt auf den zweistündigen Heimweg.


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