Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 276 - Donnerstag, 26. November 1998 - RN 15 *

BERGISCHES LAND

Konzert

Sülztaler Dom als Brückenkopf

Aktion für Kinder in Brasilien

Immekeppel - St. Lucia, im Bergischen bekannt als „Sülztaler Dom", war bis auf den letzten Platz besetzt beim Benefizkonzert „Hilfe für Brasilien", einer Veranstaltung der Pfarrgemeinde Immekeppel in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Portugiesischsprachige Welt, Institut an der Universität zu Köln. Anne Auriete Chalegre hatte mit ihrer Klavierklasse, über 30 Schülern und Schülerinnen vom Vorschulalter bis hinauf zu Studierenden, überwiegend Kompositionen brasilianischer Musiker einstudiert.

Sinn und Zweck dieser mit großen Anstrengungen vorbereiteten und durchgeführten Aktion war es, den Bewohnern des Heims für verlassene und mißhandelte Kinder der Sociedade Cearense Eunice Wea-ver in Fortaleza/Brasilien durch Spenden zu einem menschenwürdigeren Leben zu verhelfen.

Freiwilliger Einsatz

Schon eine Woche vorher hatten die Studentinnen Anna Röttger und Katharina Schlief von ihren Eindrücken und Erlebnissen während ihres freiwilligen monatelangen Einsatzes in dem Heim im Lesesaal gegenüber dem Kircheneingang unter Teilnahme von Professor Helmut Feldmann berichtet. Pastor Gereon Bonnacker resümierte in seinem Grußwort im Programmheft: „Der über 100 Jahre alte Sülztaler Dom wird durch Kinder und Jugendliche zum Brückenkopf von Europa nach Brasilien." Und Feldmann formulierte: „Der Erlös des Konzertes »Kinder helfen Kindern« soll den 220 Heimkindern Freude bringen. Eine brasilianische Künstlerin wird mit den Kindern

Marionetten basteln und ein Marionettentheater bauen und Theater spielen, eine Japanerin läßt 100 Flöten als Spende aus Japan kommen und erteilt den Kindern Musikunterricht, eine ausgebildete brasilianische Pädagogin wird den Jugendlichen - zunächst für 6 Monate - Grundwissen vermitteln." Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Kindern Freude am kreativen Spielen zu vermitteln.

Ein weitgeöffheter Flügel stand vor dem Altar, insgesamt 22 „Jüngst- und Jungpianisten" beiderlei Geschlechts trugen Stückchen und Stücke zumeist brasilianischer Komponisten vor, alles auswendig, mit starkem Beifall belohnt; stolz und erleichtert kehrten sie in die Kirchenbänke zu ihren Eltern und Verwandten zurück. Von den deutschen Ohren vertrauten Klavierstücken von Mozart, Schumann und Chopin war das cis-Moll-Prelude von Rachmaninoff das schwierigste: Alexander Poli-genis bewältigte es mit Kraft und Virtuosität. Drei kammermusikalische Beiträge rundeten das Schülerkonzert ab: „Gerstenfeld" (Yoon Jongha) für Gesang, Cello und Klavier, „Jesu meine Freude" (Bach) für Querflöte und Klavier, und „Oblivan - Milanga" (Piazzolla) für Geige, Cello und Klavier.

Den mit großem Beifall bedachten Schluß - und gleichzeitig Dank an Anne Auriete Chalegre - bestritten Sopranistin Eva Plüer und Claudius Roller, Klavier, mit Vertonungen brasilianischer Komponisten, darunter die bekannte Can-tilena Bachianas Brasileiras Nr. 5 von Villa-Lobos.

Oda Camphausen